Nassplatten-Negative Belichtungsvergleich

Bei der Belichtung und Entwicklung von Nassplatten-Negativen ist das Ziel, eine hohe Dichte in den Lichtern zu erreichen. Gleichzeitig sollten die Schatten recht Transparent bleiben, um insgesamt einen ausreichenden Kontrast für die Belichtung von Salzprints, Albumenprints oder auch Carbonprints zu erzielen. Als Ausgangspunkt kann eine Positivplatte (Tintype) auf schwarzem Alu dienen. Sie sollte bei einer standardisierten Entwicklungszeit ein gutes und kontrastreiches Bild zeigen. Diese Belichtungszeit dieses Tinpype-Tests kann dann für ein Negativ vervielfacht werden, um ein perfektes Negativ zu erhalten. Die Frage ist, wieviel mal man die Zeit multiplizieren sollte, um sein Ziel zu erreichen.

 

Studioaufnahme mit Tageslichtlampen. Format 4x5. 35 Sekunden Belichtungszeit und 15 Sekunden Entwicklung mit Eisenentwickler.

 

Multiplikator

Da ich zum Multiplikator verschiedene Angaben erhalten habe, wollte ich wissen, welche Auswirkungen jeweils bei unterschiedlichen Belichtungszeiten zu erwarten wären. Mein Lehrer, Christian Klant, hat eine Vervierfachung der Zeit als optimal angesehen, während Quinn Jacobson in seinen Instruktionsvideos die Positivplattenzeit um eine halbe bis eine Blende, also maximal verdoppelt sehen wollte. Er bezieht sich dabei auf die Primärliteratur von Scott Archer, dem Erfinder des Verfahrens, der diese Verhältnisse erwähnt. Nun muss man dazu wissen, dass die frühen Nassplatten ausschliesslich mit Jodidsalzen hergestellt wurden und meine Rezeptur sich aus Cadmiumbromid und Ammoniumjodid zusammensetzt, also nicht eins zu eins vergleichbar sein kann. Trotzdem habe ich meinen Test mit doppelter und vierfacher Basiszeit durchgeführt.

 
Vergleich-von-Nassplatten-Negativen

Diese Negative zeigen das Resultat meiner zwei Belichtungen. Beide wurden 90 Sekunden lang entwickelt und danach zur Verstärkung mit Pyro-Entwickler ein zweites Mal entwickelt, wobei der Pyro-Entwickler sechsmal erneuert wurde.

 

Wenn man die Dichte der Schattenpartien vergleicht, sind diese bei 4-facher Belichtung wesentlich besser gezeichnet. Allerdings wird die Trennung der Lichter reduziert. Beide Effekte haben Auswirkungen auf das Endresultat. Ich habe von beiden Negativen ein Salz-Print hergestellt.

 
 

Fazit

Der Gesamtkontrast über Schatten und Lichter und die Trennung des hellen Segels gegen den weissen Hintergrund sind im Print vom mit doppelter Tintype-Zeit belichteten Negativ besser. Im mit vierfacher Zeit belichteten Bild sind möglicherweise die Details in den dunklen Stellen des Schiffsrumpfes etwas mehr gezeichnet. Aber die Trennung von Segel und Hintergrund ist schwach.

Der Kontrastumfang des ersten Bildes geht von 6% Dichte in den Lichtern bis 94% in den Schatten, eine Differenz von 88%. Im zweiten, länger belichteten Negativ reduziert sich die Differenz auf 74%. Das ist in den Positivprints sichtbar. Für Salzprints, die einen hohen Kontrastumfang verlangen, kann es daher ratsam sein, nicht zu lange zu belichten, dafür beim Entwickeln eine möglichst hohe Dichte zu erreichen.

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Papiernegative Teil 1: Kalotypie

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